Das Neue Jahr wurde auf ganz besondere Art und Weise begrüßt: Im Schloss Friedrichsfelde. Bei diesem Neujahrskonzert standen „klassische“ Werke von Beethoven und Schubert im Kontrast zu Werken von Ravel und Liszt. Vor ausverkauftem Hause wurde den Zuhörern eine fantastische Reise durch die verschiedenen musikalischen Epochen und Stilrichtungen geboten. Die Werke dieser berühmten Komponisten sind sowohl in sich sehr kontrastreich – als auch in ihrer Gegenüberstellung. Die A-Dur-Sonate von Ludwig van Beethoven steckt in sich allein voller emotionaler Brüche. Zutiefst menschlich und dabei pianistisch ungemein anspruchsvoll. Schuberts a-moll-Sonate hingegen nimmt romantische Elemente gar ihrer Zeit Voraus. Extreme des Ausdrucks und der Dynamik kontrastieren hier. Dem Rhythmus des Hauptthemas steht das fast flehende Nebenthema gegenüber. Nach einer Pause beginnt der zweite Teil ganz bildhaft: Auszüge aus Ravels „Mirroirs“ bringen Nachtfalter, Traurige Vögel und eine Barke auf dem Ozean direkt vor die Augen der Zuhörer. Ebensolche Spiegelbilder bildet der hochexplosive Abschluss des Konzertes: Franz Liszts „Vallée d’Obermann“, inspiriert durch Senancourts Roman, wartet mit unglaublichen Gefühlsausbrüchen auf: „Oh unsägliche Empfindsamkeit!“. Als Stille eintritt, ist’s, als sei alles gesagt. Doch als Zugabe durfte der Radetzky-Marsch an einem solchen Tag natürlich nicht fehlen! Das Publikum klatschte begeistert mit. Ein Besucher resümierte, auf den wunderschönen alten Bechstein-Flügel zeigend: „Ich hätte nie geahnt, was man diesem Kasten entlocken kann – beeindruckend!“

 

Julian Becker ist wieder am 14.04.2018 in der Schwartzschen Villa zu hören.